Mode 1910 - Der Humpelrock, unbequem und doch beliebt

Der lose und bis zu den Waden fallende Humpelrock war 1910 besonders beliebt bei Damen, die etwas von sich und der Modewelt hielten. Unterhalb der Knie bis zu dem Saum wurde der Rock durch eine enge Passe zusammengehalten. Somit konnten die Frauen keine großen Schritte mehr machen und trippelten unbeholfen und doch elegant durch die Welt. Eine weitere Besonderheit des Humpelrocks war, dass dieser einen Blick auf die Knöchel der Frauen erhaschen ließ. Poiret, ein gefeierter Modedesigner aus dem Modeeldorado Paris hatte diese Modelinie geschaffen. Seine neue Kreation kommentierte er schnippisch: „Ich habe die Büste aus der Gefangenschaft befreit, den Beinen jedoch Fesseln angelegt“. Dieses Zitat sorgte für Aufsehen in der gesamten Modewelt. Insbesondere Frauenrechtlerinnen konnten sich nicht mit seinen Ansichten anfreunden. Oft griffen Frauen zu Litzenband oder Fußfesseln um ihre Beine zusammenzubinden. Somit wurde gezielt ein Zerreißen des Rockes durch zu große Schritte verhindert. Allerdings verzichteten sie tatsächlich, so wie Poiret es zuvor geplant hatte, auf das einengende Korsett.
Diese Modelinie schaffte es von den Laufstegen letztlich in die Kleiderschränke der Endverbraucherinnen, allerdings in leicht abgeänderter Form. Kleiderröcke, die an den Waden gebauscht waren und durch eine Blende zusammengehalten wurden, waren angesagt. Allerdings standen die Kleiderröcke zum Teil in großer Kritik und so äußerte sich die Zeitschrift „Wiener Mode“ über die neue Schöpfung negativ: „Beim Gehen wirken diese gebauschten Röcke sehr unvorteilhaft und unschön.“
Im Sommer und im Frühling waren Kostüme weiterhin beliebt. Um jedoch den Ansprüchen an die Mode in der warmen Jahreszeit gerecht zu werden, wurden dünne, leichte Stoffe verarbeitet. So waren Foulard, Voile, Schantungseide und Leinen bei Kostümen das bevorzugte Material. Gleichzeitig mit den Kostümen aus sommerlichen Stoffen kamen Blusen auf, die aus Batist und Tüll gefertigt und mit Stickereien und Spitze verziert wurden. Glockenröcke waren völlig aus der Mode gekommen. In den Modezeitschriften wurde der neue Trend, das „Umhüllen“ gefeiert. Der Körper wurde über der Kleidung durch verschiedene Tücher, knielange Schals verhüllt oder aber durch lange Kragen. Diese waren mit Bändchenfransen, Àjour-Leistchen oder aber Soutachebörtchen verziert.
Als starker Kontrast zu der sehr schlanken, durch Poiret geprägten Kleidermode tauchten überdimensional große Hüte auf. Diese hatten einen extrem breiten Rand, der stark geschwungen war. Damit der Hut auf dem Kopf der Frauen hielt, war er meist mit einem Bügel versehen oder ein passender Innenhut wurde eingenäht und mit einer Hutnadel festgesteckt. Die Hutkreationen bekamen eine noch exzentrischere, ausgefallenere Note durch aufwändige Verzierungen wie Plastikblumen und Bordüren.(MB)

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