Mode 1931 - Sparsamkeit und Mode

Die Mode wurde zusehends strenger, biederer und sparsamer. Die Weltwirtschaftskrise wurde äußerlich immer sichtbarer. Die Frauen trugen bevorzugt Jackenkleider und Kostüme. Die Fröhlichkeit beschwingter Kleider war aus dem Alltag verschwunden, wurde nur bei sportlichen Aktivitäten oder in der Wochenend-Freizeit getragen. Zu den Sommerkleidern für den normalen Gebrauch gehörte stets ein Bolerojäckchen oder eine Bluse, die mit Bändern geschlossen werden konnte. Die Kostümjacken fielen durch breite Revers auf. Der Bolero war ohne Kragen gearbeitet.
Die Garçonne, die Damenhose der selbstbewussten Frau, die am Ende der Zwanziger Jahre sehr angesagt war, wurde zur Frauenbekleidung für Haus- und Gartenarbeit empfohlen und galt auch für die Freizeit als modische Alternative zu den einstigen ärmellosen Sommerkleidern. Selbstgestricktes im Winter war nicht nur unerlässlich; Modegazetten erhoben es zur Mode. Es war zeitgemäß und preiswert.
Die Haute Couture war ebenfalls gezwungen, unaufdringlicher und einfacher zu kreieren. Die edlen Seidenmaterialien wurden beispielsweise durch Kunstseide ersetzt. Zunehmend kam Jersey zum Einsatz, eine Wirk- und Strickware, die sich durch hohe Dehnbarkeit auszeichnete. Man konnte Jersey als Meterware kaufen. Schnittmuster waren sogar in der exklusiven „Vogue“ abgedruckt. Der große Luxus, den beispielsweise die Hollywood-Filme anpriesen, war nur einer sehr kleinen Gruppe Auserwählter vergönnt. Alle anderen konnten sich wenigstens durch bloßes Anschauen daran erfreuen.
Die neuesten Haute-Couture-Modelle wurden von Vorführdamen - der Begriff Mannequin war noch nicht üblich - gezeigt, wie sie der Modeschöpfer Charles Frederick Worth, der als Begründer der Haute Couture gilt, um 1860 eingeführt hatte. Coco Chanel brachte Abendkleider aus Baumwolle heraus. Doch im Jahr 1931 fand auf Modenschauen fast ausnahmslos die Garderobe Beachtung, die sich stilistisch den Kreationen der Jahrhundertwende annäherte. Das in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Modehaus Worth zeigte zwei Kollektionen, die für die ältere und die junge Frau jeweils unterschiedliche Modelle präsentierte. Mode war vordem nicht so genau nach Altersgruppen unterschieden worden.
Mäntel waren im Straßenbild auch für die Dame vor allem in einer geraden und strengen Schnittform zu sehen. Vom Herrenmantel unterschieden sich diese Mäntel höchsten durch einen Kragen aus Pelz, der allerdings auch von den begüterten Männern hin und wieder bevorzugt wurde. Was den Damen ein Aufputz war, war für die Herren ein Zeichen des Wohlstands.
Große festliche Anlässe gab es nur noch wenige. Wenn es einen Grund zum Feiern gab, dann tat man das im engeren Kreis. Das Abendkleid wurde vom sogenannten Gesellschaftskleid abgelöst. Der Schnitt war von einfacher Art. Das Dekolleté war eher unauffällig. Es wurde mit Drapierungen, die einen Schal andeuteten oder mit breiten Revers hervorgehoben. Die Ärmel waren fast immer lang, um die optische Unaufdringlichkeit zu wahren. Lediglich Spitzenbesatz und Stickereien zeugten von den Fähigkeiten einer guten Hausfrau, die Derartiges natürlich in Eigenarbeit fertigte. Gefragt waren auch weit geschnittene Hosenkleider. Sie waren bequem und entsprachen der Mode. Nur wenn ein Anlass das lange, aufwändige Abendkleid erforderte, trug man dieses mit einem auffallenden Rückendekolleté, das mit oder ohne Raffungen zulässig war. Die meisten Frauen trugen Hüte, deren Krempe einseitig hochgeschlagen war. Sie wurde mit einer Feder, einer Hutnadel oder ähnlichem Zierrat gehalten. Diese asymmetrische Form gab der Trägerin etwas Verwegenes.
Die Herrenmode wurde im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Figurbetonte Anzüge oder Knickerbocker mit einem Sakko waren beliebt. Die weißen Hemden wechselten vorsichtig die Farben. Leicht getönte Hemden wurden der letzte Schrei. Der Mann sah elegant und salopp aus. Doch das Straßenbild wurde auch von Uniformierten geprägt. Immer mehr Männer verzichteten auf weltmännisches Aussehen und präsentierten sich und ihre national-sozialistische Gesinnung durch eine Uniform. Eine „Modeerscheinung“, deren menschenfeindlicher Geist sich wie ein loderndes Feuer auszubreiten begonnen hatte.(MB)

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