Mode 1934 - Mode wurde zur Gesinnungsfrage
Die Vorhaben der Nationalsozialisten waren groß, auch in Sachen Mode. Dennoch hatte noch immer Paris den größten Einfluss darauf, was Frau trug. Und in jenem Jahr kam aus dem Herzen der Haute Couture Farbenfreude und eleganter Schick, von dem auch die Frauen angeregt wurden, die ihre Garderobe selbst nähen mussten.
Das Deutsche Reich, das durch das „Gesetz zum Neuaufbau des Reiches“ zu einem Einheitsstaat geworden war, wurde nunmehr von einer NS-Regierung mit unbeschränkter Vollmacht regiert, an deren Spitze der Alleinherrscher Adolf Hitler stand. Und der missbilligte es, dass noch immer deutsche Frauen nach Paris schauten, wenn es um Mode ging. Auch hier sollte Deutschland unangefochten an der Spitze stehen. Die ausländischen Beobachter und Journalisten gaben den deutschen Bemühungen kaum eine Chance. Mit einem klaren Blick auf die Braunhemden-Entwicklung formulierten sie, dass Mode eine Art ungenannter Zusammenschluss von Frauen sei, die sich keinem geistigen Verbot demokratischer Kleidungsprinzipien unterzuordnen gewillt waren.
Die Frauen gönnten sich den interessierten Blick in die Hauptstadt der Mode, die eine schmale Silhouette propagierte. Wadenlange und äußerst mannigfaltige Schnitte wurden vorgeschlagen. Asymmetrie raffiniert geschnittener Oberteile beherrschte die Haute Couture. Die Röcke, die eng an den Hüften anlagen, bestachen die Trägerin und die Betrachter durch schwingende Formen. Bei den Kleider- und Jackenschnitten wurden die Schultern unterstrichen. Sehr en vogue war ein knielanger Kasack, der zu Kleidern angezogen wurde und sehr apart aussah.
Großer Beliebtheit erfreuten sich Kostüme, die die Frauen größtenteils selbst anfertigen konnten. Hier waren die Schnitte denen des Vorjahres ähnlich, wurden durch kleine Abweichungen modernisiert und konnten erneut getragen werden. Wer es sich leisten konnte, Stoff zu kaufen, der verwendete für die sportliche Variante karierten Homespun. Auch Tweed wurde gern verarbeitet. Die elegante Ausführung war eher aus edlem Tuch oder aus Samt. Die Jacke betonte die Taille und war auffallend lang. Sie reichte bis zur Hüfte, in Ausnahmefällen sogar bis zum Knie, was ihr einerseits die Optik eines kurzen Mantels gab und sie anderseits sehr anmutig aussehen ließ. Die sportlichen Kostüme wurden inzwischen mit einer kurzen Weste getragen, ähnlich wie die männliche Variante der Anzüge. Die allerneueste Empfehlung einer modernen Jacke war, das Oberteil vorn eng anliegend und das hintere Jackenteil locker in der Schnittform eines Capes zu arbeiten.
Auch wenn es für die meisten Frauen kaum Gelegenheiten gab, ein Abendkleid zu tragen – manche besaßen nicht einmal eins – wurden die Kreationen der Haute Couture dennoch wahrgenommen. Noch immer trug man das Abendkleid mit einem tiefen Rückenausschnitt und oft auch mit einer kleinen Schleppe. Die fließenden Materialien wie Chiffon, Taft oder Kunstseide gaben den Modellen einen besonders festlichen Anstrich. In deutschen Modezeitschriften wurde man nicht müde, in diesem Zusammenhang die deutsche Webspitze zu betonen.
Der Pelzmantel gehörte als unverzichtbarer Teil zur Garderobe einer modisch gekleideten Dame und wurde von der Haute Couture als solcher favorisiert. Zur natürlichen Farbvielfalt kamen Modelle in unnatürlichen Farben. Fuchspelz in Veilchenrosa oder Persianer in Grün wurden angeboten, fanden aber keinen reißenden Absatz. Den Damen war eine Kombination aus Ozelot mit Biberkragen wesentlich lieber als ein künstlich wirkender Hermelin in Rot. Pelz war angesagt, aber was die Farben betraf, verließen sich die Damen auf das Konservative.
Der Herrenanzug wurde durch eine hohe Taille noch schmaler in der Optik. Streifenmuster waren besonders modern, aber ansonsten hatte sich die Mode für den Mann kaum verändert, wenn man davon absah, dass viele Männer von den Nähkünsten ihrer Frauen profitierten und inzwischen getragene Garderobe gezwungen waren anzuziehen. Eine Alternative für modernes Aussehen waren die Uniformen der Nationalsozialisten, doch auch hierin fühlte sich längst nicht das gesamte deutsche Männervolk wohl.
Während der Rüstungswettlauf in der Welt in vollem Gange war, starb am 4. Juli in Paris im Alter von 66 Jahren eine zweifache Nobelpreisträgerin, eine französische Physikerin polnischer Herkunft, eine Erforscherin der Strahlung von Uranverbindungen, für die sie den Begriff „radioaktiv“ prägte: Marie Curie. Sie wusste um die Wirkung solche Strahlen. Deren Anwendung mitzuerleben, blieb ihr erspart.(MB)
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