Mode 1935 - Das neue Korsett

Die Mode war zwar ein Thema, das viele Frauen interessierte, doch gerade in diesem Bereich war es der schweren wirtschaftlichen Situation wegen kaum möglich, Geschäfte zu machen. In Frankreich war die Situation besonders schlimm, aber auch in Deutschland war die Zahl der Arbeitslosen in der Bekleidungsindustrie hoch. In der Rüstungsindustrie hingegen waren Arbeitskräfte gefragt. Die Zeiten waren besonders für die einfachen Menschen schwer. Gerade sie ließen sich leicht beeindrucken. Um der Mode ein wenig neuen Anreiz zu geben, erschienen in den einschlägigen Modejournalen Filmstars. Frauen wie Marlene Dietrich, Greta Garbo und Zarah Leander, um nur einige zu nennen, waren perfekt gekleidet, strahlten Eleganz und Selbstbewusstsein aus. Das verfehlte in diesen Zeiten nicht seine Wirkung. So wurden diese Idole zum modischen Maßstab, an dem sich die nicht nur Hausfrauen orientierten.
Von der Haute Couture waren betonte Schultern zu sehen, eine enge Taille und sehr schmale Hüften. Über dem anliegenden Rock trug man glockig auslaufende Kasacks. Die Röcke waren zumeist knöchellang. Insgesamt bestimmte eine sehr schmale und feminine Silhouette das Aussehen der Damen. Außerdem setzten die verschiedenen Ärmel-Variationen besondere Akzente. Weit mit Raffungen oder mit Smoke-Falten drapiert, dekorativ als große Volants- und Capeärmel oder auch geschlitzt; so waren die Kreationen abwechslungsreich, zudem entstammten sie dem Stil der Mode der Renaissance. Auch Ärmel, die mehrfach gepufft waren, unterstrichen den historischen Charakter moderner Bekleidung.
Die schmale Linie der Damengarderobe machte es den Frauen nicht leicht, diese ohne Korsett zu tragen und tatsächlich waren diese in einer abgewandelten Form zu bekommen. Beworben wurden sie als ideales Kleidungsstück, das jeder Körperbewegung folgt. Das neue Material, das bereits Ende der 20er Jahre in Amerika erfunden worden war und Lastex hieß – der Name entstand aus den Worten „elastisch“ und „Latex“ – wurde als Wundergewebe bezeichnet. Die Firma „Warner Brothers Corset Company“ bot es inzwischen auch in Deutschland an.
Hüte gehörten zur selbstverständlichen Damenbekleidung. Es bedurfte keines besonderen Mutes, sie zu tragen, nur die ausgefallenen Modelle ließen die Damen mitunter zögern und lieber auf Bewährtes zurückgreifen. Doch die neuen, breitrandigen Kreationen mit einseitig geknickter Krempe fanden ihre Abnehmerinnen. Die mutigen Damen scheuten sich nicht, bunte, aufragende Federgestecke auf dem Kopf zu tragen. Dezenter und beliebter waren jedoch die Hutschleier, die wieder in Mode waren.
Die Mode der Männer betonte nach wie vor die Figur. Die Schultern wurden besonders unterstrichen. Kurze, breite Revers und die Achsel-Polsterung sorgten hier für eine Optik, die den Mann zweifelsfrei stark erscheinen ließ. Ohnehin war das Rollenbild des deutschen, reinrassig-arischen Mannes durch die Ideale der Nationalsozialisten aufgewertet worden. Als im September die „Nürnberger Gesetze“ verabschiedet wurden, die dem Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre dienten, war der deutsche Mann auch gesetzlich der Herrenrasse zugeordnet worden. Jüdische Bürger wurden als zweitklassig eingestuft. Es begann eine systematische Diffamierung, deren Ausmaß im eigenen Land noch unterschätzt wurde.
Die Modefarben waren unauffällig und variierten zwischen Altrosa mit dunklem Blau oder einem Rostrot mit blassem Gelb-Ton. Am häufigsten und mit großem Stolz trugen viele Männer Braun. Der Zeitgeist hatte um sich gegriffen. Und als wäre die Welt in Ordnung, priesen die deutschen Modeverantwortlichen der modernen Frau auch Jacken zum Autofahren an. Hier war Gazellenleder en vogue. Die einfachen Frauen zeigten dafür nur wenig Interesse. Sie hatten mit den Engpässen zu kämpfen, die nicht allein die Lebensmittelversorgung mit sich brachte. Für die Aufrüstung der Wehrmacht bedurfte es Devisen, die vordem für die Einfuhr von Nahrungsmitteln aufgebracht worden waren. Kein Aufschwung ohne Verzicht.(MB)

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