Mode 1936 - Deutsches Wesen, deutsche Mode
Die eigenständige, deutsche Mode bestand aus dem Nachahmen von Haute-Couture-Modellen, an denen lediglich einige Veränderungen vorgenommen wurden, die den Zeitgeist manifestieren sollten. Die großen Modezentren – München, Düsseldorf, Frankfurt a. M. und Berlin – sorgten dafür, dass deutsche Kleidung aus deutschen Stoffen bestand, dass die Garderobe zeitlos, solide und sehr schlicht aussah. Aufputz und Aufwand gestand man den deutschen Frauen nicht zu. Deutsches Wesen hatte aus sich selbst heraus zu glänzen. Ausgefallene Kreationen, zu denen die deutschen Modeschöpfer durchaus fähig waren, gingen ausnahmslos in den Export.
Im eigenen Land war das Kostüm, dessen Rock inzwischen nur noch das Knie bedeckte, nach wie vor das am meisten getragene Kleidungsstück der Frauen. Es war einfach, kleidsam und von freundlicher Eleganz. Einen Hauch Farbenfreude brachte die kleine Sportjacke im Frühjahr in das alltägliche Dasein. Hier konnte Frau aus verschiedenen Mustern und Farben wählen. Deutsche Mode traute sich etwas im Hinblick auf die Olympischen Spiele, die im August in Berlin stattfanden und zu einer gewaltigen Propaganda-Veranstaltung ausuferten. Der Erfolg der Spiele war zudem den Siegen deutscher Sportler zu verdanken, die allein 32 Goldmedaillen errangen.
An kühlen Tagen trugen die Damen Mäntel, deren strenger Schnitt an einen Herrenmantel erinnerte. Alternativ zogen sie einen weit geschnittenen Slipon an, ein mit Raglanärmeln ausgestatteter Mantel, der meist eine verdeckte Knopfleiste hatte und auch in der Herrenmode gängig war. Doch für die Herren war er nicht ganz so lose geschnitten. Im Jahr der Olympiade trugen die Damen vornehmlich Schuhe, deren Blockabsatz für Bequemlichkeit und sportlich legeres Aussehen sorgte. Feinere, elegante Schuhe waren abendlichen Anlässen vorbehalten. In der zweiten Jahreshälfte neigten die Damen zu Röcken, deren Weite bereits in Hüfthöhe begann. Die Beschwingtheit der glockigen Form wurde noch durch gefältelte Säume unterstrichen.
Während sich die Mode für den Herrn nicht wesentlich veränderte, auch nichts Neues hinzu kam, Mann neben dem figurbetonten Anzug auch gern den Knickerbocker trug, einigten sich Hitler und der italienische Diktator Mussolini darauf, den spanischen Machthaber Franco anzuerkennen. Die Generalprobe des wenige Jahre später beginnenden Zweiten Weltkrieges erlebten die Spanier vorab in einem verheerenden Bürgerkrieg. Die Zeiten waren bedrohlich und vielleicht kam es nicht von Ungefähr, dass sich die deutschen Modemacher nicht um die Bekleidung des Herrn kümmerten. Hitler sah die Männer ohnehin lieber in Uniform als treue Gefolgschaftsleute seiner Ideen.
Den Frauen brachte das Jahr der Olympiade eine neue Frisur. Es war kein Friseur, der sie schuf, es war Franz Döbrich, der eine Puppe für die Firma Schildkröt kreierte. Die Haare dieser Puppe waren aus dem Nackenbereich nach oben zu einer Rolle eingeschlagen. Diese „Olympiarolle“, wie die Frisur benannt wurde, verbreitete sich schnell und war hochmodern. Die Männer hingegen frisierten sich streng. Mit geradem Scheitel und etwas Pomade gaben sie ihrer Frisur die deutsche Schlichtheit, die der Führer vorgab. Was hatte es aber zu sagen, dass verschiedene Interpreten ihre „Klage“ „Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn“ durch den Volksempfänger in die deutschen Haushalte trugen? Und wenngleich es ein Schneidergeselle namens Zwirn war, den Heinz Rühmann in dem Film „Lumpazivagabundus“ spielte, hatte diese Komödie nichts mit Mode zu tun. Doch Rühmanns Lied daraus, „Wozu ist die Straße da? Zum Marschieren...“, hatte bei dem unverfänglichen Stoff nach einem Theaterstück von Johann Nestroy dennoch eine hintergründige Heiterkeit. Ob sie wahrgenommen wurde, sei dem Urteil der Historiker überlassen.(MB)
Entschuldigung, momentan haben wir keine verfügbaren Produkte hier. Bitte untersuchen Sie die Kategorien auf der linken Seite.