Mode 1939 - Deutsche Uniformen auf dem Vormarsch
Die Haute Couture ging mit zwei Linien ins Jahr 1939 und die Modeverantwortlichen in Deutschland plädierten für einfache Kleidung. Viele weibliche Jugendliche hatten sich ohnehin schon für die Uniform des Bundes Deutscher Mädchen entschieden und waren damit alle modischen Sorgen los. Bei der Haute Couture konnte man zwischen dem Swing-Rock, der sich durch Weite und lockeres Wippen auszeichnete, und dem engen Klassiker wählen. Der ließ sich gut mit einer leichten Bluse komplettieren, die in ihrer Art dem Bereich der Unterwäsche entlehnt war. Deshalb bezeichnete man sie als Lingerie-Bluse.
Der Swing-Rock war ausschließlich den sehr schlanken Damen vorbehalten. Seine Glockenform und die Kürze unterstrichen die Jugendlichkeit dieses Kleidungsstückes. Er umwippte gerade einmal das Knie und entsprach so gar nicht den Modevorstellungen derer, die in Deutschland für züchtig-schlichte Kleidung propagierten. Mit dem engen Rock konnte man sich eher anfreunden, denn er war puristisch und dennoch damenhaft. Da er höher als die Taille gearbeitet war, erschien das Oberteil kürzer und die schlanke Taille kam vorteilhaft zur Geltung. Den I-Punkt setzte in jedem Fall der Bolero, ohne den die modebewusste Dame selten anzutreffen war.
Die Tageskleider waren sehr schlicht. Rüschen oder Bordüren dienten als dekorativer Schmuck, waren aber meist sehr dezent. Vielfach wurden zwei farblich unterschiedliche Stoffe miteinander verarbeitet. Diese Zweifarbigkeit war bei dem zunehmend beliebteren Karomuster ohnehin gegeben. Die Silhouette der Abendkleider – für die gehobene Gesellschaft gab es stets Anlässe zum Feiern – betonte ebenfalls die Taille, ließ auch die Hüften sehr schmal aussehen. Um diesem Ideal zu entsprechen, war ein Hüftmieder unerlässlich. Es reichte von den Oberschenkeln bis unter die Brust. Die Figurformung erhielt ihre Vollendung durch einen Büstenhalter, der jedoch eine unnatürlich spitze Brust suggerierte.(MB)
Die Slacks, eine weite, gerade geschnittene Arbeitshose, war schon einige Jahre zuvor aus Amerika nach Deutschland gekommen war. Sie wurde von Männern und Frauen gleichermaßen gern getragen wurde, hatte in dieser Schnittform mit Bügelfalte aber besonders viele Befürworter unter den weiblichen Konsumentinnen. Ihre berühmteste Trägerin war Marlene Dietrich, der diese Hose ihren heutigen Namen verdankt. Die NS-Presse fand an diesem Beinkleid keinen Gefallen. Für die deutsche Frau sei sie unangebracht. Natürlich, ihre Optik vermittelte Selbstbewusstsein und das passte nicht zum geforderten Rollenbild der deutschen Frau. Dennoch wurde gerade diese Hose gern getragen. Im diskreten Fall als Hausbekleidung.
Zwei gegensätzliche Schnittformen wurden auch bei den Mänteln beobachtet. Schlanke Frauen konnten es
sich leisten, den Redingote-Mantel zu tragen. Dieser Mantel war auf Taille gearbeitet und hatte ein glockig schwingendes Unterteil. Es gab ihn mit oder ohne Gürtel und seine Optik ließ die Dame jugendlich erscheinen. Außerdem trug Frau den geraden Mantel, den es in einer Dreiviertel- oder Siebenachtel-Länge gab. Beide Modelle konnten mit einem Pelzkragen aufgeputzt werden.
Während in der Herrenmode die Weste häufig durch einen Pullunder ersetzt wurde, nahm jedoch die Strickweste breiten Raum ein. Der zweireihig geknöpfte Anzug fand zunehmend Anklang. Die Sakkos waren taillenbetont, die Hosen hatten einen weiten, geraden Schnitt. Hier kam der Einfluss der Marlene-Dietrich-Hose, der Slacks, zur Anwendung. Die Farben waren dunkel gehalten. Beliebte Muster waren Streifen oder Karos. In der Freizeit sah man immer häufiger Knickerbocker, die Mann mit einer Norfolk-Jacke dazu trug. Die Kombination mit dem oberschenkellangen Sportjackett fand bei den Männern großen Zuspruch. Ob die kurze Lederhose populär war, weil Mann gut damit aussah oder ob Mann sie trug, weil es der Führer tat, wenn er sich am Obersalzberg aufhielt, muss offen bleiben.
Als am 1. September mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begann, waren die modischen Belange weitestgehend uninteressant geworden. Von 176 jüdischen Herstellern für Damenbekleidung, die maßgeblich am jahrzehntelangen weltweiten Ruf der Berliner Konfektion beteiligt gewesen waren, gab es zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen mehr. Längst war eine Zeit angebrochen, in der für jüdische Firmen kein Platz mehr war. Mode hatte sich dem Motto „Deutschland über alles“ untergeordnet.
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