Mode 1991 - Modische Verunsicherungen

Die Avantgarde der Designer griff 1991 in die 60er Jahre zurück und kreierte Petticoats. Für Modebewusste beiderlei Geschlechts waren Hüfthosen und enge Ringelpullis angesagt. Was in den 60ern Ausdruck von jugendlichem Individualismus war, wurde jetzt zu einem fragwürdigen Hingucker. Eine ähnliche Wirkung hatten die Kreationen der Pariser Designer, deren Jersey-Röcke bis zur Wade reichten und bis
zum Oberschenkel aufgeschlitzt waren. Als seien die Modemacher unsicher, boten sie das Ganze auch in mini an. Unter sehr langen Wickelröcken konnten Hot-Pants getragen werden. Durchsetzen konnte sich hauptsächlich die kniefreie Variante der Röcke, alternativ Shorts. Die Mädchen drückten ihr Selbstbewusstsein durch transparente Organza-Blusen aus oder funktionierten das Großmutter-Korsett im Stil des Vorjahres zu einem Oberteil um. Stretchkleidchen, die dem Bademodenstil der 40er nachempfunden waren, wurden ebenfalls in den Alltag integriert. Abendkleider hingegen entsprachen der neuesten Mode, wenn sie vorn kurz und hinten bodenlang geschnitten waren.
Gaultiers Schüler, Martin Margiela, wurde zum modischen Enfant terrible. Er kreierte Fetzen-Mode. Die Jugend war begeistert. Mit losen Ärmeln, zerrissenen Nähten oder einem nach außen getragenen Saum gab man sich nonkonformistisch. Margielas Mode konnte man tolerieren, goutieren oder tragen, aber den Vorwurf bewusster Geschmacklosigkeit konnte man Margiela nicht machen. Dieses Prädikat bekam der Amerikaner Andre Van Pier. Seine Models bestiegen den Laufsteg in militärischer Tarnkleidung mit kugelsicheren Westen. Gasmasken ersetzten Handtaschen. Eine seltsame Inspiration. Der Zweite Golfkrieg war erst im März zu Ende gegangen.
Gute Schnittformen wies die Alltagsmode auf. Deutlich vom Herrenjackett zu unterscheiden waren die Blazer für die Damen: tailliert und mit femininem Hüftschwung. Kräftige Kolorierungen ergänzten die dezenten Business-Farben. Die Mädchen trugen dazu Leggins, auch kurze Glockenröcke. Großen Anklang fand das Shiftkleid à la Tiffany. Die Prêt-à-porter Mode, deren unkonventioneller Stil sich längst etabliert hatte, wurde immer beliebter. Boss, Hermés oder Escada fanden ihren Absatz bei den Erwachsenen und die Teens und Twens standen auf Benetton. Schuhe von Doc Martens wurden von Punks, Skinheads, Wavs oder Goth gleichermaßen favorisiert, ähnlich wie die Levis-Jeans. Alle Altersgruppen hatten ihre eigene Mode und ihre bevorzugten Labels. Die Alltagskleidung richtete sich nicht nach der Haute Couture, wurde aber immer trendiger.(MB)

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