Mode 1996 - Schlichtes kämpfte gegen Üppigkeit
Junge Leute warteten nicht auf Neues. Sie hielten an vorhandenen Trends fest. Die hatten sich in ihrer Welt bewährt. Nur der gewohnte Sitz von Hosen und Röcken – es waren immer noch Miniröcke – veränderte sich. Man trug sie knapp sitzend auf den Hüften. Die Hosen, auch Hipsters genannt, zeichneten sich durch ihren geraden Beinschnitt aus. Die Oberteile dazu reichten nicht über den Bauchnabel. Die Bauchfreiheit, die sich im Vorjahr bereits abgezeichnet hatte, lag im Trend der Zeit. Den Erwachsenen präsentierten die internationalen Modedesigner entweder Opulentes oder Minimalistisches. Helmut Lang, Giorgio Armani, Jil Sander u.a. favorisierten den Purismus. Dekorative Elemente wurden karg eingesetzt, die geradlinigen Silhouetten blieben vordergründig. Einen modischen Hauch bekamen die Shiftkleider durch sichtbare Nähte oder angedeutete Raffungen. Bei engen Jacken wurde der Schick durch Funktionalität ersetzt. Reißverschlüsse lösten die Knöpfe ab. Alternativ trug man schlichte Gehrock-Jacken.
Auf dem Laufsteg lag das Augenmerk auf der Transparenz. Es kam nicht darauf an, was man darunter trug. Mehrere durchsichtige Materialien ergaben auch eine transparente Optik, ohne etwas zu zeigen. Die tatsächlichen Trends drückten sich 1996 weniger in Schnittformen aus, sondern in den verwendeten Stoffen. Satin, Chiffon, Kunstleder oder Polymaterialien wurden bevorzugt. Künstliches Aussehen war cool. Modisch komplettiert wurden die Stoffe durch seltsame Musterungen in Anlehnung an den Stil der 50er Jahre. Die Jugend begeisterte sich für das Prêt-à-porter von Miuccia Prada aus den 60ern. Khakifarbenes, Blassgrünes, bräunlich-gelbe Muster im Stil von Resopalplatten wurden von ihnen kritiklos angenommen.
Für die Männer, die der ersten Jugend entwachsen waren, entwarfen inzwischen alle Designer Herrenmode. Mann hatte Stil, entweder im locker-leichten Armani-Anzug oder im figurbetonten Gucci-Modell. Als der Brite John Galliano ein Jahr zuvor für das Pariser Modehaus Givenchy verpflichtet worden war, ging ein Aufschrei durch die Medien. Mit ihm war ein Avantgardist in die Haute Couture als Designer aufgerückt. Er schockierte die Szene und belebte sie zugleich. Chiffon, Spitze und Tüll setzten Akzente durch verspielte Üppigkeit. Eine Mischung aus Ethnischem, Historischem und der Mode des Dekadentismus wurde mit dem zeitgemäßen Tragekomfort gepaart und fand entzückte Abnehmer.
Dennoch konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, es seien die Topmodels, die die Richtung vorgaben. Sie waren längst keine namenlosen Mannequins mehr, sondern präsentierten Mode mit großen Namen – Claudia Schiffer, Nadja Auermann, Naomi Campbell u. a. – das, was die Designer zum Trend erhoben.(MB)
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