Mode 1998 - Männer wurden zur neuen modischen Zielgruppe
Geplant war im Januar die erste „London Men’s Fashion Week“. Im Sommer war es endlich soweit. Doch Vivienne Westwood und der Newcomer Ozwald Boateng hatten ihre Beteiligung abgesagt. Nun mangelte es an zugkräftigen Namen, die der Schau zu internationalem Publikum verhelfen sollten. Heute weiß man, dass das männliche Pendant zur „London Fashion Week“ dennoch laufen lernte. Junge Talente nutzten die Plattform. Das internationale Interesse wuchs.
Während die Männermode 1998 in Europa mit einer Hilfiger-Denim-Kollektion an den Start ging und eine Europa-Lizenz für gehobene Herrenmode bekam, wurde es in der Damenmode immer femininer. Angeblich ging das im Business-Stil auf Kosten der Männer. Man kreierte zur strengen Nadelstreifen-Gehrock-Jacke den wadenlangen, blumig gemusterten Wickelrock; eine Kombination, die den Herren-Anzug und damit das starke Geschlecht in Frage stellte. Eine Deutung, die eher eine Entschuldigung für die neue Weiblichkeit war.
Bei den Minimalisten wurden gleichfalls weibliche Elemente wahrgenommen. Jil Sander, Prada u. a. betonten Nähte auffälliger, fügten der Kleidung Farbakzente bei. Die Designerkreationen wurden abwechslungsreicher. Elegantes blieb zurückhaltend, war jedoch eine geschmackvolle Alternative zur Opulenz eines Galliano und bestand neben der Futuristik einer Donatella Versace.
In der Jugendmode festigten sich die Trends des Vorjahres und transparente Oberteile waren längst normaler Alltag. Das Dekolleté war immer noch der freie Bauch. Große Veränderungen gab es nicht, nur die Materialien gewannen durch derbe Wollstoffe, Filz und Leder an Vielfalt. In allem beherrschte der Stretchanteil den Stoff. Eng anliegende Bequemlichkeit war ein Muss. Die Modefarbe des Winters war Grau in allen Nuancierungen. Passend zur Jahreszeit schminkte man Lippen und Fingernägel blau. Wem das peinlich war, der errötete bis zu den Haaren, denn die waren der Farbtupfer in allen Rottönen.
Das Abendkleid mit tiefem Rückenausschnitt war eine Hommage an die 30er Jahre und an den Schnitt, den einst Madeleine Vionnet, die Grand Dame der Pariser Haute Couture, kreiert hatte. Und weil das Weibliche so schön aussah, stieg auch das Label Hugo Boss als führender Herrenmoden-Spezialist in die Damenmode ein und machte sich mit „Hugo Boss Woman“ beliebt.(MB)
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